Im Jahr 2007 wurde auf dem nt-Areal das Gebäude des Wagenmeisters während zwei Wochen besetzt, um damit die Rolle der Alternativkultur zu thematisieren. Die folgenden Ausschnitte entstammen einer Broschüre, welche im Zuge der Besetzung verteilt wurde.
«Gezielt moderierte Zwischennutzungen können,
sofern sie nicht eine Gegenidentität zum Vorhaben der Planungsträger aufbauen,
die beabsichtigte Entwicklung eines Standorts nachhaltig unterstützen.»
Dies sagt der Verein Keim. Wir stehen auf der anderen Seite der Barrikaden. Natürlich wollen wir eine Gegenidentität aufbauen, einen Begegnungsort schaffen für Leute, die unter der sogenannten Aufwertung unserer Quartieren leiden und etwas dagegen machen wollen.
Wir wollen lebendige, arme, unkontrollierbare Quartiere und müssen zusehen wie sie uns Stück für Stück weggenommen werden. Solange sich in den Quartieren kein Widerstand regt, sind Zwischennutzungen wie das nt nur Wegbereiterinnen für die immer gleichen repressiven Aufwertungsprojekte von Verwaltung und Stadtplanung, Bauherrschaft und ArchitektInnen. Unsere Kreativität und unseren Freiheitsdrang lassen wir nicht vor diesen Karren spannen.
Die Formen sind gewagt, frisch, und eigensinnig, das Konzept auch. Stahl, Glas, Sichtbeton. Spontanvegetation.
Eine nette Bar, die Theke geschwungen in eine stimmige Lichtregie eingebettet. Durch die Fassade, lässt man den Blick schweifen, entdeckt man den dezenten Hinweis auf den Tageshort gleich gegenüber den in weiches Licht getauchten Birken.
Es ist schon etwas spät. Wir sprechen ein wenig über die Vorzüge der neuen Wohnung. Hell und geräumig, nur der Gang ist nicht optimal gelöst, es hallt da so, fast ein wenig unheimlich.
Einstimmig wird auch die soziale Durchmischung dank den unterstützenden Programmen gelobt, obwohl, letzthin war so ein Geschrei auf dem Hof, das war dann schon etwas viel, so Nachts.
Aber nein, es ist doch wirklich gut gelungen, auch kulturell ist ja hier einiges los. Ich find das super, das ist so lebendig.
Es ist jetzt noch ein wenig später. Langsam bröseln die Leute aus dem Mood-Management-Bereich entlang den Fengshui-Strömungen Richtung Heim.
Irgendwo schaut jemand aus dem Fenster.